Das letzte Buch aus der Trilogie: Eine umfassende Rezension von "Metro 2035"

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Der letzte Teil der Metro Trilogie kehrt zu seinen Wurzeln zurück, denn wir folgen wieder dem Helden des ersten Buchs: Artjom. Nach den Geschehnissen ist Artjom besessen von der Vorstellung, dass es Leben außerhalb von Moskau geben muss. Es geht so weit, dass er regelmäßig an die giftige Oberfläche geht und somit seine Gesundheit riskiert. Zusätzlich vernachlässigt er auch seine Familie. 

Als Homer in der WDNCh auftaucht um eine Geschichte über Artjom und seine „Heldentaten“ mit den Schwarzen zu schreiben, erfährt Artjom, von einem Mann der angeblich in Kontakt mit Leute außerhalb der Metro stand. Somit geht Artjom einen Deal ein: Homer bringt ihn zu diesem Mann und als Gegenleistung erzählt Artjom ihm alles über die Schwarzen. 

Jedoch ist diese Reise nur der Anfang und Artjom wird Teil einer Verschwörung die um einiges größer ist als seine Suche nach weiteren Überlebenden. Er will den Bürger der Metro die Wahrheit erzählen, jedoch wird er dies können? Selbst wenn, werden sie ihm überhaupt glauben? 


„Metro 2035“ spielt nach den Geschehnissen von „Metro 2034“ und somit auch nach „Metro: Last Light“. Mehrmals wird von einer Schlacht mit den Roten über einen Bunker gesprochen und es wird klar, dass Artjom auch ein Mitglied des Ordens war. Obwohl dies so klingt, als würde man der Geschichte nicht mehr hinterherkommen ohne das Spiel zu kennen, ist dies nicht der Fall: nicht alles aus Last Light hat es ins Buch geschafft, im besten Fall wurden einige Events davon inspiriert. Außerdem ist jeder Bezug erklärt und doch so dargestellt, dass es ein selbstständiges Ereignis ist. Obwohl es spaßig sein kann weitere Informationen aus dem Spiel zu kennen wurde schon in „Metro 2034“  klargestellt, dass Buch und Spiel in zwei parallelen Welten spielen. Deshalb ist es nicht nötig Last Light zu kennen. 

Obwohl alte Bekannte in diesem Buch vorkommen, ist es eindeutig, dass sich Artjom verändert hat. Früher war er lernwillig, wollte alles wissen und war sogar etwas naiv, doch die Geschehnisse haben in zynisch und bitter gemacht. Dies ist eindeutig in Konversation, jedoch spiegelt es sich auch in der Erzählerstimme wieder.

Diese Veränderung bezieht sich nicht nur auf den Genozide bezüglich der Schwarzen, sondern auch, dass niemand Artjom glaubte als er versucht zu erklären, dass die Schwarzen helfen wollten. Zusätzlich spielt eine Menge Bedauern wegen der Verluste des Orderns eine Rolle. Mehrmals trauert er um seine Waffenbrüdern, und fragt sich warum genau diese sterben mussten und wofür? 

In diesem Buch spielt der Orden eine wesentlich größere Rolle als in den Vorgängern. Dieses mal haben wir einen direkten Einblick in deren Arbeit und auch wie sich der große Verlust der Männer auf die Überlebenden auswirkt. Die Methodik sich etwas genauer anzusehen was in 2033 nur überflogen wurde, zieht sich mehrfach durch Metro 2035. Deshalb bekommt auch das „vierte Reich“ einen Platz im Spotlight. Die Propaganda wird genauer angesehen, sowie die KZs und deren Versuch auf die reguläre Bevölkerung „normal“ und nicht mehr als gewalttätig zu wirken. 

Jedoch passiert dies nur wenn es relevant für den Plot ist. Daraus ergibt sich ein Roman der wesentliche Plot orientierter ist als 2033, aber nicht so fast-paced wie 2034 – wo einem der Plot manchmal schon fast davonläuft. In dieser Geschichte gibt es Passagen die langsamer voran gehen, da auch Artyoms Reise etwas stagniert und er noch keinen Plan hat wie es weitergehen soll. 

Trotzdem gibt es schon von Anfang an kleine Hinweise die auf die Verschwörung hindeuten. Es fängt in einer kleinen Station an und wird immer, immer größer … Diese erzähl Methode erweist sich als relativ praktisch um den Leser daran zu gewöhnen angelogen zu werden sowie die Autoritätsperson zu hinterfragen. 

Zusätzlich entscheidet sich Glukhovsky auch für den steinernen Weg. Es kommt mehrmals vor, dass man sich denkt, dass Artjom es endlich schafft nur um dann wieder falsch zu liegen … aber vielleicht schafft er das nächste mal … oder doch nicht? 

Dies funktioniert am besten am Ende der Geschichte, wo man sich denkt, dass die Leute endlich auf Artjom hören werden aber es kommt dann doch anders. In diesen Momenten habe ich wirklich Glukhovsky faktischen Schreibstil genossen. Die Erkenntnis dass Artjom mit dem Kopf gegen die Wand rennt findet für ihn erst einige Seiten nach dem Leser statt - falls er zwischen all diesen Ereignissen überhaupt Zeit dafür hat. 

Jedoch hat Glukhovsky dieses Mal auch mit verschiedenen Schreibstilen experimentiert: besonders ins Auge sticht seine Methode nur direkte Anreden zu verwenden, ohne zu sagen wer was spricht. Im Allgemeinen keine schlechte Methode wenn man all panische Szene darstellen und die Ereignisse der Phantasie überlassen will. Aber bei Konversation über mehrere Seiten sowie ein ganzes Kapitel damit ist dann doch sehr anstrengend zum Lesen und sicherlich nicht jedermanns Sache. Hinzu kommt, dass seine Sexszenen auch so verfasst sind und sie dadurch noch peinlicher werden. 

Und obwohl Glukhovsky phänomenal ist schwierig Charaktere zu schreiben die mit Geschehnissen auf die dreckigste Art und Weise klar kommen schafft er es nicht bei Frauen über das Thema von Liebe hinauszudenken. Ja es ist nicht immer einfache und romantische Liebe. Die eine Liebesgeschichte handelt davon Liebe außerhalb von manipulativer Liebe zu finden und die andere davon nicht immer in die gleiche ähnlichen gewaltsamen Schämen zu fallen. Jedoch muss man sagen, dass die männlichen Charaktere ein ähnliches Schicksal habe: Der Soldat bleibt für immer der Soldat, der Verkäufer von der Hanse sucht sich immer Profit und so weiter. Aber Frauen dürfen immer nur das Thema der Liebe erforschen. 

Dieses Mal schafft es Glukhovsky von dem was ich in meiner Buchrezension von „Metro 2034“ „[...] words were ill-chosen, as well as prior minor statements, there are pages where you are left wondering if this is just internalized sexism of the author, or meant to be part of the character growth“ erwähnt habe abzulassen. Der Charakter Sascha macht sich sogar lustig darüber. Es ist sogar erwähnt, dass Frauen typische männliche Arbeiten aufnehmen – Zum Beispiel in WDNCh verteidigen Männer und Frauen die Station. Man könnte argumentieren, dass er etwas über sich etwas weiterentwickelt hat, jedoch wünschte ich mir, dass dies auch Auswirkungen auf Anja und Sascha hätte. 

Ich habe mich für die deutsche Übersetzung entschieden, da die Englische sehr stark kritisiert wurde während die Deutsche anerkannt ist. Dies wird relativ schnell sichtbar da ist nicht nur eine Maschinenübersetzung ist. Es behält sogar einen Teil des russischen Vokabulars bei, so wird Sankt Petersburg "Piter" genannt, der väterliche Name ist auch erklärt sowie andere kleine Wörtchen. Diese sind mit kleinen Fußnoten erklärt, die jedoch nicht von der eigentlichen Geschichte ablenken da man es „überlesen“ kann. 

Trotzdem muss man sagen, dass dies nicht die eleganteste Art ist typischen russischen Lingo zu erklären. Andere Bücher der Metro Reihe haben zum Beispiel einen russischen Spitznamen erklärt, in dem ein Charakter fragt ob sein Name nicht „Rauch“ bedeutet (siehe die St. Petersburg Triology). Jedoch leidet die Metro 2035 Geschichte nicht wirklich unter den Fußnoten und es hilft eine nette Atmosphäre zu schaffen. Zusätzlich finde ich es eine bessere Methode ist wenn man bedenkt, dass die englische Übersetzung solche Sachen komplett ignoriert.  

Außerdem sind über die ganze Serie hinweg die Namen einheitlich geblieben. Besonders in den englischen Übersetzungen ändert diese sich nach Lust und Lauen. Zum Beispiel die Übersetzung der Schwarzen (The Dark Ones; The Black Ones), Ulmans Namen der nun schon 4 verschiedene Schreibweisen hat (Ulman; Uhlman; Ullmann; U'lman) und besonders Milneks Name wurde zugerichtet (Milnek - Miller). Dies könnte zugegebenen jeden in den Wahnsinn treiben, aber besonders mich, deswegen bin ich froh, dass die deutsche Fassung sich die Mühe gegeben hat die Namen vorher abzugleichen. 

Letztendlich lässt sich sagen, dass Metro 2035 keine glückliche oder fröhliche Geschichte ist aber sie ist sehr gut darin dies zu sein Punkt gleichzeitig erkenne ich warum dieser Genre-Shift für einige Leser ein Grund ist das Buch zur Seite zu legen. Das Buch hat einige Schwachstellen, jedoch wenn man die Serie schon kennt würde es mich nicht abhalten, solange ich weiß was ich zu erwarten habe. 



Metro 2035 von Dmitry Glukhovsky
Veröffentlich2016im Wilhelm Heyne Verlag München
Buchreihe:Метро #3
Seiten:784
ISBN13:9783453315556
Titel im Original:Метро 2035
Übersetzt aus dem Russischen von David Drevs
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Inhaltliche Warnungen: sexuelle Inhalte, Gewalt und Tot,Erwähnungen von Kannibalismus



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